Bachelor-Support
Bevor das Studium zum Stress wird

Studium Soziale Arbeit? Bitte nicht mit rosaroter Brille

(Leipzig, STS) Studierende der sozialen Fachrichtungen bringen grundsätzlich eine wertschätzende und empathische Haltung in ihre Tätigkeit ein. Viele entwickeln diese Eigenschaften zusätzlich durch Praktika während ihres Studiums weiter. Dies sind Voraussetzungen, die potenzielle Arbeitgeber sehr zu schätzen wissen. Reicht es also, ein guter Mensch zu sein, um Soziale Arbeit als Erfolgsmodell nutzen zu können?

Die soziale Arbeit ist definiert als:

Soziale Arbeit fördert als praxisorientierte Profession und wissenschaftliche Disziplin gesellschaftliche Veränderungen, soziale Entwicklungen und den sozialen Zusammenhalt sowie die Stärkung der Autonomie und Selbstbestimmung von Menschen. Die Prinzipien sozialer Gerechtigkeit, die Menschenrechte, die gemeinsame Verantwortung und die Achtung der Vielfalt bilden die Grundlage der Sozialen Arbeit. Dabei stützt sie sich auf Theorien der Sozialen Arbeit , der Human- und Sozialwissenschaften und auf indigenes Wissen. Soziale Arbeit befähigt und ermutigt Menschen so, dass sie die Herausforderungen des Lebens bewältigen und das Wohlergehen verbessern, dabei bindet sie Strukturen ein.“ (Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V., 2016)

Ein weiterer Vorteil sozialer Studiengänge ist die Interdisziplinarität, die sich Studenten und Studentinnen gönnen können und sollten. Sie erhalten im Rahmen des Studiums und praktischer sozialer Arbeit verschiedene Blickwinkel auf die Menschen und bedienen sich verschiedener Wissenschaften.

Aber welche Möglichkeiten stehen den Studentinnen und Studenten nach dem Abschluss als Bachelor oder Master offen?

Die Optionen sind in der Sozialen Arbeit sehr vielschichtig. Neben der Jugendarbeit steht AbsolventInnen der große Bereich der klinischen Sozialarbeit offen. In Einrichtungen für Senioren, Kinder oder Jugendliche stehen akademischen Kräften Leitungspositionen als Perspektive zur Verfügung. Hilfsorganisationen und Vereine sind bekannte Arbeitgeber für ArbeitnehmerInnen aus sozialen Fachrichtungen. Hier reicht das Spektrum von der Arbeit mit Migranten, Menschen mit Handicaps oder Gewaltopfern bis hin zu Frauenberatungen oder Mobbingprävention.

Die Gehaltsperspektive ist nach dem Studiengang im Vergleich zu anderen Fächern etwas geringer. Die positive Seite ist jedoch, dass Sozialarbeiter sich wenig Sorgen um Arbeitslosigkeit machen müssen. Die Berufsaussichten in der Sozialarbeit sind aktuell sehr breit gefächert. Es werden überall Mitarbeiter mit Abschlüssen in den Sozial Bereichen gesucht.

Die meisten Absolventen finden direkt nach ihrem Studium einen Arbeitsplatz.

Der Verdienst liegt aktuell für Sozialarbeiter mit Diplom oder Masterabschluss bei etwa 3.850 Euro durchschnittlich  im Monat, sofern eine Beschäftigung im öffentlichen Dienst gegeben ist.

Dabei sind nicht alle Sozialarbeiter akademische Fachkräfte. Die folgenden Zahlen bieten einen guten Überblick in verschiedene Tätigkeitsfelder der sozialen Arbeit:

So bringen der SozialwissenschaftlerInnen etwa 3677 € brutto nach Hause, ErzieherInnen bekommen 2838 € und SozialhelferInnen müssen mit 2043 € zufrieden sein. Soziale Arbeit ist aber mehr als „anderen helfen“. Durch eine starke Tendenz zur Ökonomisierung der sozialen Arbeit werden Studierende vor neue Herausforderungen gestellt. Betriebswirtschaftliche Instrumente bestimmen die Arbeit in immer stärkerem Maße. So spielen Budgetierungen und Kosten-Nutzen-Rechnungen im Studium eine Rolle. Die Leistungserbringer sind angehalten, wirtschaftlich orientiert zu arbeiten. Das verändert die Strukturen der Arbeit und den Umgang mit den Klienten. Mechthild Seithe (2012) bemerkte zur Veränderung der Sozialen Arbeit eine „globale Strategie einer alle Bereiche der Gesellschaft, also explizit auch das Soziale, umfassenden Unterwerfung unter die Prinzipien des Marktes und der Gewinninteressen“. (1) Damit wird Soziale Arbeit in einigen Aspekten neu definiert. Zu den Aufgaben der Fachkräfte gehört eine Begleitung von gesellschaftlichen Veränderungsprozessen. Soziale Arbeit verändert sich so, wie die Gesellschaft, in der sie stattfindet. Wie in der Definition oben klar formuliert, schützt Soziale Arbeit nicht vor gesellschaftlichen Strukturen, sie hilft jedoch dabei, sich in den Realitäten zurechtzufinden und das eigene Wohlergehen zu verbessern.

Wer also mit einer rosaroten Brille das Studium der Sozialen Arbeit beginnt, sollte kurz innehalten und nachdenken. Die folgenden Vorteile und Nachteile wollen gut gegeneinander abgewogen werden, bevor man seine beruflichen Weichen in Richtung soziale Arbeit stellt.


Vorteile

Nachteile

Umgang mit Menschen

häufig Schichtarbeit

relative Jobsicherheit

durchschnittliche Gehaltsaussichten

Möglichkeiten der Kreativität

in vielen Bereichen starke Zunahme von Dokumentation etc.

regional unabhängig

starke psychische Anforderungen




 

(1) Seithe, Mechthild 2012: Schwarzbuch Soziale Arbeit. 2. Aufl. Wiesbaden.

   

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